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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

Die ersten Tage auf der Flucht

Da half nun kein Flehen und kein Beten, die Kanonen dröhnten und so mussten wir alle Werte dem Feind überlassen. Die Flucht ging auf der Asphaltstraße, auf der bis am Oberländer Kanal leidlich dann aber spiegelglatt sehr schwierig zu fahren war, kriechend langsam vor sich. Ich war von Pleukitten aus noch einmal zurückgegangen, vergessene Schraubstollen zu holen, da fand ich die im Haus anwesenden Flüchtlingen bereits im Keller und auf dem Boden ausgeschwärmt in den Vorräten aufräumen. Auf diese Weise war das Gerücht verbreitet, ich wäre von der Flucht zurückgekehrt und in Wodigehnen bleiben wollen, darauf haben J. Sch. lange Zeit mich erwartet. Auf dem Rückweg mit den Stollen zum Treck musste ich bis Maldeuten laufen und ich war sehr in Sorge unsere Wagen zu erreichen. An der Kreuzung Saalfeld-Mohrungen waren einige Gendarme, die Marschrichtung der Trecks zu leiten. Man wollte den Treck teilweise nach Mohrungen leiten zum Teil nach Saalfeld, die Flüchtlinge waren damit nicht einverstanden und setzten es durch, Richtung Elbing zu fahren. Am Chausseehaus am Kanal in der Hoffnung musste längere Zeit gewartet werden, Frau D. wärmte ihre Kinderchen,  1 ½ bis 7 Jahre alt, auf und verpflegte diese. In Grünhagen blieben wir gegen morgen etwa 2 Stunden. Hier trennten sich L. K. mit ihrer Schwiegertochter vom Treck und fuhren Richtung Hochstüblau, wo sie W. nicht mehr antrafen, ihr Fuhrwerk stehen ließen und  mit der Bahn noch fort kamen.

Gegen Morgen Weiterfahrt nach Pr. Holland, wo wir gegen Abend ankamen, trafen dort einen bekannten Herrn Gr., der uns riet, nicht nach Elbing, da wir dann sicher von den Russen überholt würden, sondern unter seiner Führung nach Braunsberg zu fahren. Herr Gr. hatte ein Auto, das wir bis zum 5 km entfernten Rogehnen in Sclepptau nahmen, hier aber stehen lassen mussten, da hier in der Gegend wohl keine glatte Straße mehr hinderte, aber hohe Schneelage das Fortkommen sehr behinderte. Herr Gr. hatte uns recht beraten, alle unsere Nachbarn aus der ganzen Umgebung wurden in Richtung Elbing von den Russen überholt und mussten die Rückreise antreten.

Unser Nachbar Herr H. wurde nach seiner Rückkehr im Pferdestall von Russen ohne Verhör kurzerhand erschossen, während der neben ihm stehende Herr D. Gr. S. durch Versagen der Pistole des Russen mit dem Leben davon kam.

In Rodigehnen mussten wir der hohen Schneelage wegen einem Leiterwagen stehen lassen um einen mit 4 Pferden bespannen zu können. Mit dem Wagen gingen noch andere Werte auch von der Gefolgschaft verloren, da auf dem einen Leiterwagen an Platz mangelte. Von Rodigehnen  nach Schlobitten mussten wir an einigen Stellen Bahn schaufeln respektive die Wagen frei schaufeln. In Schlobitten wurden Schlitten auf dem Gut requiriert, schleunigst von den Wagen umgeladen, mussten dann wieder wegen Platzmangel einiges liegen lassen. Hier in Schlobitten stand auf dem Bahnhof ein langer Flüchtlingszug und schon waren alle Frauen unseres Trecks entschlossen, mit diesem Zug die Reise fortzusetzen, aber noch rechtzeitig wurde bekannt, dass der Zug nicht mehr über Elbing hinaus käme, da Elbing schon besetzt wurde. Und nun gings mit 3 Schlitten auf freier Bahn außer Treck sehr schnell vorwärts in Richtung Deutschendprf, hier wollten wir bei Verwandten von Reuß übernachten, hatten aber kaum die Tonne mit Speck abgeladen, man wollte den Speck räuchern und auf dem Rückweg nach Hause wieder mitnehmen, so dachten die Leutchen damals noch, da hieß es sofort weiterfahren es knallte bereits wieder im Rücken.

Als wir nun zu unserer Gefolgschaft auf dem Hof kamen, waren diese bereits abgefahren, wir holten sie aber wieder ein. In den Ortschaften wurden bereits die Straßen vermint, so dass das Passieren lebensgefährlich war.

Von Deutschendorf fuhren wir über Fürstenau, Neumark Ebersbach, Tiedmannsdorf, Stangendorf bis 3 km vor Braunsberg am 25.01.1945, hier mussten wir bis 27.01.1945 warten. Man wusste nicht aus welchem Grunde, es gingen wohl Gerüchte um Mutmaßungen und drückte diese Ungewissheit sehr auf die Stimmung. Es hieß, es ginge nun übers Haff, man warte noch auf stärkeres Eis, also auf höhrer Tragfähigkeit des Eises. Am 26.01. ging die Parole, dass am 27.01. das Haff passiert werden soll, es sollen die Wagen und Schlitten nur gering belastet werden, es müsste auch übers Feld gefahren werden. Viele haben die Vorschrift nicht befolgt, selbst schwer beladenen große Gummiwagen trug das Eis. In der Nacht von 27./28.01. über Braunsberg bei Dorf Passarge ginge es übers Haff bei großer Kälte und Wind etwa 10 km/h auf die Nehrung bei Neukrug. Die Angst vor dem Ertrinken war doch recht groß, das Eis war gerissen wie es bei starkem Frost zu sein pflegt, aber wer hatte denn Erfahrung darin. Bei der großen Kälte und Wind, es musste oft gehalten werden, waren die Pferde sehr unruhig, machten Miene sich zu wälzen, hatten Mühe, sie zu beruhigen durch Flanken reiben, Decken auflegen; vielleicht witterten sie auch Gefahr auf dem Eis. Aus Vorsicht mussten die Fuhrwerke 100 m Abstand halten und da eine Brücke, starke Bohlen auf Pionierpontons über die Fahrrinne gebaut war, ging der Verkehr recht langsam vor sich. Als man endlich auf der Nehrung war, hat mancher fromme Gebete zum Himmel geschickt. Hier in Neukrug musste nun stundenlang gewartet werden, da sich Artillerie eingeschoben hatte und natürlich Vorfahrt hatte. Die wenigen Räume in dem Lokal waren schnell überfüllt, so dass wir im Windschutz hinter einer Scheune auf dem Schlitten den Rest der Nacht zubringen mussten. Wir hatten wohl Pelz wie Pelzdecken und Wolldecken, aber hielten den starken Frost nicht ab und dabei waren Mama die Zehe angefroren.

Am 28.01. früh ging die Fahrt dann auf der Nehrung über Kahlberg 15km weiter über Probernau Vogelsang, Bodenwinkel nach Stutthof 25 km, wo wir die Nacht 28./29.01. mit Personen und Pferden gut unterkamen. Während der Fahrt auf der Nehrung sahen wir Militär ausgeschwärmt den Wald durchstreifen nach entwichenen, russischen Kriegsgefangenen suchen, man sah vom Schlitten aus einige erschossene, russische Kriegsgefangene liegen.

Am 29.01. gings in langsamen Treck über Steegen, Pasewark Nickelswalde-Schlevenhorst über die Fähre nach Bohnsack II Fähre 28 km. An den Fähren war immer lange Wartezeit, da hatte sich der Chef in einem Gasthaus niedergelassen, da sehr ermüdet, war etwas eingenickt und war große Not ihn aufzufinden, da inzwischen auf die Fähre gefahren werden musste. Nach dem Übersetzen war schwierige Fahrt bei heftigem Schneetreiben. Hier übernachteten wir Personen und Pferde kamen leidlich unter.

Am 30.01. fuhren wir dann über Omadendorf Neuendorf nach Danzig, wir hielten an der Landesbauernschaft, hatten Glück, trafen Vetter F. R. an; er hatte gerade die traurige Nachricht über den Untergang seiner Frau und Schwiegertochter mit der Gustloff erhalten.