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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

 Zu Fuß, zu Ross, wie weiter? 

Elisabeth hatte bald ein Haus gefunden wo wir bei polnischen (deutsch-poln.) Bauern gut übernachten konnten. Die Leute waren sehr gastfreundlich, gaben uns trockene Strümpfe und gutes Essen und Betten zum schlafen. Elisabeth ging sich bei den Artillerieoffizieren orientieren, die uns empfahlen, möglichst bald uns in Richtung Kielau in Marsch zu setzen. Wir erhielten noch von den Quartierwirten mehrere Lebensmittelkarten, die wir später in Stendal recht gut verwerten konnten. Obwohl wir noch lange nicht geborgen waren, so war uns doch recht wohl zu Mute, nachdem wir der doch ziemlich drohenden Gefangenschaft vorerst entgangen waren. In Kielau konnten Mama und Elisabeth mit einem Wehrmachtswagen nach Gotenhaven kommen, während ich mit dem Pferd nachritt. Hier in Gotenhaven konnten wir uns in einem verlassenen Haus, an gedecktem Tisch inzwischen eingetretenen Hunger stillen. Hier in Gotenhaven trafen wir L. G., die uns mitteilte, dass auch Go. und Sch. hier wären, während G. und Sch. per Schiff nach Westdeutschland kamen, sollen Gl. nach Ostpreußen zurück gegangen sein. G. war aber auf der Flucht vermisst und hat sich nicht mehr gemeldet. Von hier fuhren Mama und Elisabeth wieder mit einem Wehrmachtswagen nach Oliva, ich ritt wieder mit der hüftlahmen Stute hinterher. Da ich kein Futter für das Pferd mehr hatte, gab ich das Pferd der Wehrmacht, bekam keinen Pfennig dafür. Wir hätten Pferde und Wagen bald nach unserer Ankunft an die Bauernschaft für 8.000 Mark verkaufen können, als ich nach Pferdefutter dort fragte, wurde mir das Angebot gemacht.

Wir wollten doch aber mit Allem und ebenfalls die Gefolgschaft mit ihren Sachen nach dem Westen, wenn man das traurige Ende unserer Flucht voraussehen konnte, hätten wir natürlich die 8.000 Mark genommen.

Am 13.03. waren wir wieder in Oliva und trafen noch all gesund an, Elisabeth fuhr zu Vetter F. R., sich nach der Kriegslage erkundigen und riet uns sogleich nach Danzig in die Wohnung seiner Schwiegermutter in der Wollwebergasse zu kommen, um die erstbeste Gelegenheit mit einem Schiff heraus zu kommen wahrnehmen zu können, was von Oliva aus kaum klappen würde.

Die Fliegerangriffe waren inzwischen häufiger geworden und schlug kurz vor unserm Umzug nach Danzig etwa 150 m entfernt eine Granate von russischer Artillerie ein.

Am Sonntag den 18. März mussten wir dann endgültig von unseren Lieben Oma, Emma, Frieda und Max Abschied nehmen. Von Oma wurde uns der Abschied besonders schmerzlich, da wir ja annehmen mussten, dass wir sie im Leben nicht mehr wiedersehen würden mit ihren annähernd 89 Jahren. Oma hatte in letzten Tagen vor dem Einmarsch der Russen durch das notwendige treppauf treppab in den Luftschutzkeller vor den Fliegerangriffen doch sehr gelitten, und ist am 2. Tag nach dem Russeneinmarsch den Strapazen erlegen. Da nach dem Friedhof keine Möglichkeit bestand, musste unsere liebe Oma im Hausgarten zur letzten Ruhe bestattet werden.

Wir fuhren dann vor Abend mit der Bahn mit dem Rest unserer Habe, meinen guten Fahrerpelz musste ich dort lassen, nach Danzig. Als wir dort eintrafen flogen uns die blauen Bohnen um die Ohren, ein feindliches Flugzeug beschoss mit Maschinengewehr den Bahnhof und prasselten die Geschosse auf den Bahnsteig, wir kamen aber glücklich in den Bunker. Nach dem der Angriff vorüber war, ging Elisabeth zu bekannter Stelle die Schlüssel zur Wohnung holen und zogen wir dann in die Wollwebergasse, wo wir gute Betten und etwas Vorräte sowie einige Flaschen Cognak und Liköre, die uns etwas Courage sogar noch auf dem Schiff verschafften.

Die Fliegerangriffe wurden von Tag zu Tag heftiger, Elisabeth ging täglich sich nach Möglichkeit mit dem Schiff heraus zukommen bei F. R. erkundigen. Als Elisabeth Palmsonntag früh sich wieder erkundigen wollte war Vetter F. R. mit der Landesbauernschaft bereits tags zuvor mit dem Schiff verschwunden, wie sie vom Chauffeur erfuhr vom Hafenort Plehnendorf-Neufähr. Als nun Palmsonntag von Artillerie und Fliegern nachmittags bis abends angegriffen in Brand geschossen war, wir waren mit den andern Hausbewohnern im Luftschutzkeller des Hauses und mussten hier den schweren Angriff nicht ohne Angst und Sorge über uns ergehen lassen. Wir hatten Glück kamen mit blauem Auge davon, während in der Nähe Häuser getroffen und in Brand standen. Um 9 Uhr wurde der Angriff beendet zur unserer großen Freude, Danzig brannte an allen Ecken. Elisabeth ging nun auf die Straße sich orientieren und beschlossen wir uns sofort nach dem Hafenort Plehnendorf-Neufähr zu begeben.

Wir nahmen nun nasse Tücher um, beluden uns, Elisabeth und ich schwer mit Koffern und Rucksäcken, Mama konnte nichts tragen, und gingen durch die brennende Langgasse und Langemarkt wenn auch sehr schwer beladen, aber doch sehr erleichtert nach dem überstandenen Bombardement zu unseren reichlich 9 km entfernten Ziel, kamen dort gegen morgen an und bekamen dort auch gleich einen Fliegergruß aber ohne Wirkung.