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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

Februar 1945

In den letzten Tagen war das Wetter milder geworden und nun hatten wir Schwierigkeiten, mit den Schlitten durch Danzig nach Oliva zu kommen. In der Nähe der Landesbauernschaft war das umfangreiche Schützenhaus einige Tage zuvor von Bomben getroffen worden, dabei gegen 800 dort untergebrachte Flüchtlinge aus der Elbinger Gegend hauptsächlich umgekommen. Wir waren nun in banger Erwartung wie wir Oma und Tante Emma antreffen würden. Wir waren sehr erfreut, beide unversehrt anzutreffen.

Tante Emma besorgte uns sogleich Unterkunft für die Gefolgschaft und Pferde.

Ursprünglich beabsichtigten wir, nach einer Woche weiter zu fahren, da aber Mamas Zehe angefroren waren, waren wir gezwungen Besserung abzuwarten.

Da nun das Wetter ganz umgeschlagen hatte, Tauwetter eingetreten war, mussten Wagen besorgt werden, die wir von Vetter F. R. in Wossitz erhielten, einen sehr großen Leiterwagen und einen leichten Kastenwagen. Gleichzeitig bekamen wir in Wossitz das so sehr schwer erhältliche Pferdefutter, mehrere Ztr gegen 10 Ztr, so dass wir die große Sorge auf längere Zeit los waren.

Bald nach unserem Eintreffen in Oliva fuhr Elisabeth mit Go. Ida und Grete nach Raickau, um die von Elisabeth dorthin gebrachten Silbersachen nach Oliva zur Weiterfahrt zu holen. Etwa um den 10. Februar herum kamen auch Kulls auf einem Kastenwagen mit Proviant und Sonstigem zur Oma, ihren Wagen schickten sie zurück, da sie nicht weiter fliehen wollten, den Zusammenbruch hier erwarten wollten.

Elisabeth fuhr hin und wieder zur Landesbauernschaft Vetter F. R., der ja über die Kriegslage unterrichtet war und uns riet, möglichst bald die Flucht fortzusetzen, was wir aber nicht sobald befolgen konnten, da Chefin noch nicht reisefähig war.

In der Zeit vom 30.01. bis 24.02. wurde Danzig mäßig angegriffen von Flugzeugen, so dass wir bei den Fahrten nach Danzig mit der Straßenbahn nicht belästigt wurden. Da die Russen fast ohne viel Aufenthalt näher rückten, würde es uns doch allmählich zu brenzlich und endlich am 24.02. konnten wir unsere Flucht wieder aufnehmen, aber leider zu spät. Die Gefolgschaft drängte schon längst ungeduldig auf Weiterfahrt. Oma, Tante Emma blieben mit K. in Oliva zurück, glaubten in der Stadt den Einmarsch der Russen glimpflich davon zu kommen. Oma wollte gerne mit dem Flugzeug heraus, wie es wohl noch möglich gewesen wäre, es wurde leider nichts daraus. Der Abschied von unsern Lieben besonders Oma wurde uns sehr schwer, hätten sie alle gerne mitgenommen, das hätte Oma nicht mehr ertragen mit ihren annähernd 89 Jahren, und so mussten wir schweren Herzens Abschied nehmen. Mama, Elisabeth und Papa bestiegen wieder ihren Kastenwagen und fuhren gen Westen. Unsere Gefolgschaft hatte recht gute Quartiere an der Straße nach Zoppot erhalten, als wir dorthin kamen, waren sie bereits abgefahren wie besprochen nach Neustadt.

Elisabeth hatte gelegentlich S. Sch. in Danzig getroffen und dabei erfahren, dass Sch. nach dort geflüchtet waren, hatten uns gleich für eine Nacht auf unserer Flucht angemeldet. Auf unserer Fahrt mussten wir noch in einer Schmiede Wagenreifen aufziehen lassen, was von einem französischen Gesellen (Kriegsgefangenen) sehr gefällig ausgeführt wurde. Vor Abend trafen wir in Neustadt ein, wo wir von Sch. erwartet wurden und gutes Quartier fanden.

Am 25. fuhren wir weiter Richtung Lauenburg-Stolp bis vor Köslin am 01.März. Hier waren die Straßen sehr in schlechtem Zustand und daher das Gerücht, dass die Straßen erst ausgebessert werden müssten, die Trecks hier abwarten sollen, glaubwürdig erschien. Natürlich war die Stimmung sehr gedrückt über diesen Aufenthalt und am 04. März war die Wahrheit nicht mehr zu verheimlichen, dass die Russen bereits auf Kolberg vorstießen, damit war die Einkreisung vollendet und der Rückmarsch müsste angetreten werden. Diese Tatsache war sehr entmutigend, die Stimmung sehr mies, die Gefechtslage war verheerend, man wusste nicht, wie man die Trecks leiten sollte, man schickte uns mitunter im Kreise herum, sodass wir nach Stunden wieder an derselben Stelle waren. Man sah nachts in geringe Entfernung in den Ortschaften die Granaten einschlagen und in Flammen aufgehen. Mit der nächtlichen Ruhe respektive Schlaf war es unter diesen Umständen, wenn man das Geschützfeuer in nicht großer Entfernung hörte, recht schlecht bestellt. Am 12. März waren wir in Rahmel-Rehda plötzlich mitten im Gefecht, die Straße war von Lastautos und anderen Fahrzeugen und Flüchtlingen völlig verstopft unbeweglich. Plötzlich war in kurzer Entfernung Maschinengewehrfeuer zu hören und gleichzeitig heftiges Schreien Verwundeter. Elisabeth verließ unsern Wagen und lief zurück zu unserer Gefolgschaft, veranlasste, diese sofort vom Wagen zu steigen und in Richtung Danzig zu fliehen. Wir konnten uns mit kleineren Wagen aus dem Gedränge herauswinden, während unsere Gefolgschaft mit sehr langem Wagen vierspännig nicht herauskommen konnte. Was aus den Pferden und Wagen geworden ist, haben wir nicht feststellen können. Wir gerieten auf ein recht nasses Wiesengelände vorüber an einem Gehöft, durch schwer zupassierende Gräben an einen kleinen Kanal, dessen Brücke abgebrochen war und die steilen Böschungen nicht zu überwinden war. Wir kehrten nun zu dem Gehöft zurück um hier sehr bedrückt das Kommende abzuwarten. Nachmittags gegen 4 Uhr bekamen wir Granaten an das Gehöft, und fuhren wir schleunigst an den Kanal um den Wagen zu entladen und zu versuchen, mit leerem Wagen durch zu fahren, die Wagenbretter über den Kanal zu legen und die Sachen herüber zu tragen. Als wir anfingen den Wagen zu entladen, bekamen wir auch Granaten hierher 100 m entfernt, die Russen hatten anscheinend die hinter dem Kanal in Stellung liegenden Maschinengewehrtruppen erkannt. Als wir noch in der Ortschaft im Treck hielten, bemerkten wir plötzlich einen Wehrmachtslastwagen, an jeder Ecke des Wagens einen Russen, in unauffälliger Uniform, mit aufgelegten Maschinenpistolen aus dem Flüchtlingsstrom deutsche Soldaten herausschießen, Flüchtlinge habe ich nicht fallen sehen. Es war für mich sehr aufregend diese unglaubliche Situation mit anzusehen aus unmittelbarer Nähe, auch wie ein russischer Offizier ging unauffällig zwischen den Flüchtlingen beobachten. Man konnte hieraus ersehen wie kopflos unsere Militär geworden waren, diese Situation wäre sonst nicht möglich gewesen, einige Mann hätten die Russen leicht bekämpfen können, zumal außer diesen paar Russen weit und breit keine Russen zu sehen waren, man hatte die russischen Angreifer wohl aufhalten können, und war dieser unglaubliche Vorgang ein russisches Husarenstück nach meiner Überzeugung.

Wir mussten nun schleunigst unsern Wagen im Stich lassen, spannten die Pferde aus, ein Pferd ließen wir auf dem Wiesengelände laufen, das zweite bepackten wir mit Pelzdecken und Koffern, was wir in der Gefahr schnell greifen konnten, leider hatten wir wichtige Papiere, Photographien und Silbersachen liegen lassen, nicht mehr heraus suchen können. In einiger Entfernung waren drei Bohlen über den Kanal gelegt, welche wir durch gefüllte Gräben watend erreichten und auch mit dem Pferd passieren konnten. Bei anbrechender Dämmerung gingen wir auf unbekannten Weg an tiefen Paroven entlang in die einige Wehrmachtswagen von hängigen schmalen Weg gestürzt waren, in Richtung Kielau und kamen in das auf der Höhe liegende Eichberg bei völliger Dunkelheit an. Auf diesem Höhenzug  war unsere Artillerie eingesetzt und wurde auch von russischer Artillerie beschossen und schlugen die Granaten in bedenklicher Nähe ein.