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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

Fliegerangriffe

Bis vor Stendal gings ohne Störung, inzwischen wars ziemlich dunkel geworden und waren die mit Braunkohlen geheizten Lokomotiven durch den ausgestoßenen Funkenregen weithin sichtbar, wodurch die Flieger angezogen wurden und plötzlich knallte es vor Station Eichstadt, wurden von Tieffliegern angegriffen, gleich im ersten Angriff gabs viele Tote im Zuge. Der Zug hielt sofort, alles stürzte heraus, wobei Mama von den Mitreisenden herausgerissen wurde, sich das Rückgrat verletzte, was sehr schmerzhaft war.

Fliegerangriff, teils an der Tagesordnung, manchmal glimpflich, doch diesmal hat es auch uns erwischt. Etwa 20 bis 30 m abseits der Bahngleise waren flache Gräben gezogen, die schleunigst aufgesucht wurden, für Mama mit der schmerzhaften Verletzung sehr schwierig.

Der Flieger griff viermal an, beim 2.  Angriff schrie Elisabeth, ich bin getroffen, unter Mithilfe von Mitreisenden, wir stützten Elisabeth, zogen wir weiter ab ins Feld. Nach einer Stunde nachdem die Verwundeten leidlich verbunden waren, bei Elisabeth hatte man Oberschenkeldurchschuss vom Bordgeschütz große Wunde, aber glücklicherweise ohne Knochenverletzung. Mama hatte bei geringster Bewegung große Schmerzen, schrie bei jeder Berührung, wurden die Verwundeten eingeladen und wurde bald Stendal erreicht. Hier waren die Sanitäter bereits mit den erforderlichen Transportmitteln zur Stelle und brachten die Verwundeten ins Johanniter-Krankenhaus. Ich hatte nun Mühe, unser Gepäck 9 Stück, Koffer, Rucksäcke usw., allein vom Zuge zur Aufbewahrung zu bringen, blieb bis gegen Morgen auf dem Bahnhof. Am Morgen suchte ich das Johanniter-Krankenhaus auf, wo Elisabeth und Mama eingeliefert respektive untergebracht sein sollten, man hatte sie beide ins Behelfskrankenhaus gebracht, mitten in der Stadt für mich leicht zu erreichen.

Mamas Verletzung wurde erst fast ein Jahr später richtig erkannt, ein Lendenwirbel war abgerutscht, daher die großen Schmerzen und Krümmung des Rückrates. Die genauere Feststellung über Elisabeths glückliche Art der Verwundung ohne Knochenverletzung machte uns recht froh.

Ich bekam Quartier im Haus Vaterland, ein größeres Restaurant, 55 Stufen hoch hatte ich bis zu meinem Zimmer zu überwinden, die Wirtin Frau L. war eine verständige Gastgeberin.

Am 8. April wurde Stendal von Fliegern stark angegriffen. Die Verwundeten im Krankenhaus wurden in behelfsmäßigen Luftschutztunnel auf dem Hofraum untergebracht, Elisabeth auf einer Krankentrage, Mama war nicht transportfähig und blieb mit einer Kopfverwundeten im Krankenhaus während des Angriffes liegen natürlich unter großen Ängsten. Fünf Bomben schlugen kurz hintereinander ein, glücklicherweise ohne Schaden anzurichten, etwa 20 m von dem Luftschutztunnel entfernt. Ich hatte den Eindruck, dass die Flieger, die diese fünf Bomben geworfen, anständige Kerle gewesen sind, bemüht waren keinen umzubringen, die Einschläge lagen dicht beieinander zwischen großen Bäumen. Am Abend des folgenden Tages wurden die Einwohnen Stendals zur Abstimmung auf den Marktplatz zusammen gerufen und wurde nach stürmischer Beratung in Anwesenheit eines amerikanischen Parlamentärs, die SS Truppe die in Stendal noch verteidigen wollte, wurde überstimmt, die Verteidigung abgelehnt, ohne Kampf die Stadt um weitere Verluste zu vermeiden, den Amerikanern übergeben. Nun war für Stendal die ständige Furcht vor Fliegerangriffen beseitigt, nicht mehr die ständige Todesfurcht. Im Laufe des Tages vor dem Luftangriff wurde das Proviantamt respektive Magazin an die Bevölkerung verteilt, d.h., nicht regelrecht sondern die Vorräte Fleisch-Wurstbüchsen alle möglichen Konserven, Schokolade, usw. warf man von oben aus den Luken in großen Kartons und Kisten herunter, die Menschen rauften sich um die wertvollen Lebensmittel. Da ich nicht sogleich davon erfuhr, habe ich nicht viel erhalten, immerhin haben wir doch eine Zeitlang unsere Ernährung verbessern können. Am anderen Tage wurde Stendal von den Amerikanern besetzt. Die amerikanische Besatzung hat auch den Keller ausgeräumt, Beute gemacht, also ganz ohne waren diese auch nicht. Vielleicht war das als Vergeltung für die Ausräumung des Proviantamtes gedacht. Auch Farbige, also Neger waren unter der Besatzung, diese sollen aber niemand belästigt, auch keine Wertsachen organisiert haben.