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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

Warten auf die Ausschiffung

Während Elisabeth das Gelände und den Hafen erkundete, blieben Mama und ich in der dortigen Gastwirtschaft bis Mittag, dann holte uns Elisabeth an den Hafen. Wir beobachteten eine Zeitlang den Hafenbetrieb und bald wurden drei Schiffe mit Verwundeten beladen in den inneren Schiffsraum, Elisabeth war den Sanitätern beim Einladen behilflich. Es hieß dann, nur kinderreiche Familien würden mitgenommen aber zu guter Letzt fanden alle anwesenden Flüchtlinge noch Platz, aber es herrschte ein gefährliches Gedränge, da viele befürchteten nicht mitzukommen.

Alle Flüchtlinge kamen auf Deck, es war kein Passagierschiff, ohne Überdachung und da war die Stimmung doch etwas mulmig trotz der Freude der Geborgenheit, zumal die russischen Flieger ständig über dem Hafen schwebten, obwohl sie bis dahin keine Bombe an den Strand und nach den Schiffen geworfen, sondern nur auf die Flakstellungen am gegenüberliegendem Strand. Bei der Abfahrt wurden die russischen Flieger lebhafter und kamen bedenklich näher, anscheinend wollten sie sich überzeugen ob nicht reguläre Truppe auf dem Deck untergebracht wären, sie schossen aber nicht und wurden als sie weit herunter kamen mit Maschinengewehren von unsern Schiffen beschossen; das waren heikle Minuten, denn es war zu befürchten, dass die Russen antworten würden, sie waren aber anständig und hauten schleunigst ab, sonst wären unsere Stunden gezählt gewesen und wir wären zu den Fischen gegangen.

Ich hatte noch eine gute Flasche Cognak von F. R. Wohnung aus der Wollwebergasse und davon nahmen wir alle Drei schnell ´nen ordentlichen Schluck, den Schreck zu überwinden. Am 27. Abends begann die Fahrt, wir fuhren in der Nacht an großen Kriegsschiffen, die dicke Granaten auf die russischen Stellungen sandten, vorüber nach Hela. Hier wurden wir sogleich auf einen U-Bootjäger umgeladen, es wurde so dicht angelegt, dass wir unser Gepäck direkt auf Deck überladen, das war aber nicht ganz harmlos ohne Beleuchtung, denn Licht durfte natürlich im Hafen auf Schiffen möglichst nicht gemacht werden. Der U-Bootjäger hatte schöne Räume und wir wurden gut untergebracht, natürlich recht dicht belegt.

Der Geleitzug bestand aus 8 Schiffen mit Flüchtlingen. Die Fahrt ging bei ruhiger See und meist nebligen Wetter ohne Flieger und U-Bootangriffe glücklich von statten. Auf der ganzen Fahrt sah man häufig die Mastspitzen von versenkten Schiffen aus der See ragen und machten uns auf die Gefahren aufmerksam, die eventuell auf uns lauerten und war uns um vieles wohler, als wir erst wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

Wir fuhren von Danzig am 27. Abends bis 29.März abends, landeten erst in Swinemünde, wurden dort auf ein enorm großes Wohnschiff umgeladen. Elisabeth hatte aber bald herausbekommen, dass ein Motorschiff nach Stralsund in Kürze in See stechen würde, was aber geheim bleiben sollte, da sonst zu großer Andrang, und so kamen wir noch Gründonnerstag bei ruhiger schneller Fahrt durch die pommersche Bucht an Rügen vorbei nach Stralsund in etwa 6 Stunden. Stralsund war nicht so sehr zerstört, machte einen sauberen Eindruck, im Stadttheater wurden wir auf Strohlager gut untergebracht. Am Karfreitag früh besorgten wir uns notwendige Passierscheine zur Bahnfahrt nach Remkersleben und fuhren dann im Laufe des Vormittags ab in Richtung Magdeburg in vollbesetztem Zug. In Wittenberge mussten wir sehr lange, einige Stunden im Zuge warten, erst am Abend setzte sich der Zug in Bewegung.