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Spruch des Jahres

Alter vergeht, Schönheit besteht,
Selbstgefälligkeit und Arroganz die Welt regiert.

Meine Wettervorhersage

2023 - keine Wende in Sicht. Weiterhin Dürre und Wetterkapriolen.

Ein märchenhafter Platz in Deutschland

Lebe Dein Leben! Und gönne es auch anderen zu leben!

Die Söhne kehren heim - eine Familie findet wieder zusammen

Im ersten Jahr also 1945 habe ich viel in Ernte viel bei Ku. und Rab. geholfen, bei Letzterem weniger. Elisabeth hat bis Dezember bei Frau Gut. im Haushalt geholfen. Von unseren Söhnen meldete sich Helmut zuerst im August 1945 durch Jura. Hann Münden, bei denen Rudi im Quartier gewesen war und dadurch mit diesen Verbindung hatten; wir hatten diesen hin und wieder Lebensmittel gesandt. Helmut meldete sich aus Ratzeburg, wo er bei den Engländern im Kasino tätig war und sich zum Dolmetscher ausbildete, besuchte aber erst 1947 eine Dolmetscherschule in Hamburg. Täglich hofften wir auf Nachrichten von unsern lieben Soldaten und lösten diese Meldungen große Freude bei uns aus.

Eine Lehrerin Fräulein Ja., Tochter eines früheren Remkersleber Lehrers, brachte Helmut die ersten mündlichen Grüße von uns. Als Fräulein Jansen Helmut im Kasino dort aufsuchte, sprach sie ihn wohl englisch an, da sie ihn für einen Engländer hielt, was Helmut sehr amüsiert hat. Fräulein Jansens Bericht über diesen Besuch bei Helmut hat uns sehr erfreut, da es Helmut demnach entschieden recht gut erging. Helmut hat damals viel Geld verdient und hat uns viel geschickt. Als zweiter unserer lieben Vaterlandsverteidiger meldete sich Hermann, d.h. seine Truppe hatte Karten mit kurzen Bemerkungen angefertigt, die besagten, dass die Truppe auf dem Wege in die Gefangenschaft nach dem Westen war. Hermann hatte nur unsere Adresse angegeben, seinen Namen aufschreiben können aber es war uns doch eine große Freude von Hermann ein Lebenszeichen zu erhalten. Hermann hat sich dann mehrere Wochen später aus französischer Gefangenschaft gemeldet, wir haben nachdem regelmäßig Briefe gewechselt.

Rudi war Januar 1945 vor Petersburg in Gefangenschaft geraten. Bald darauf wurde uns von dem Truppenteil dem Rudi als Pionierberichter zugeteilt war, Rudis Koffer mit einigen Sachen und einer Flasche Cognac übersandt. Mama schrieb sogleich an Rudis Hauptmann über die Komandostelle in Berlin um nähere Auskunft über Rudi zu erhalten, dieser schrieb nun, dass er mit Rudi und anderen Soldaten in der Nacht noch zusammen waren und dass er die sich noch stark respektive fähig fühlenden Soldaten aufforderte, sich mit ihm der Gefangenschaft zu entziehen, Rudi hatte sich die Strapatzen nicht zutrauen können, war von den letzten Kämpfen ermüdet und war auch verwundet am Bein respektive Fuß. Am anderen Morgen hätten die Russen durch Lautsprecher verkündet, dass außer vielen anderen der Militärjournalist Rudi Harig in Gefangenschaft geraten wäre, auf diese Nachricht hin haben wir immer auf Rudis Heimkehr hoffen können. Von Rudis Oberst, der Name ist mir entfallen, kam ein Rudi sehr anerkennendes ehrendes Schreiben, welches wir leider im Wagen in Rahmel-Rehda lassen mussten.

Im November 1945 wurden wir freudig überrascht durch Rudis Meldung aus dem Lazarett in Berlin. Rudi hatte wohl an sieben Stellen nach uns gesucht. Zufällig war ein mir gut Bekannter, Schulfreund aus den ersten Remkerslebener Schuljahren, nunmehr ein Telegrapheninspekteur in Berlin F. Ge., bei seinen Verwandten zu Besuch und war sofort bereit für Rudi Gebäck und sonstiges am anderen Tage zu überbringen.

Zu der Zeit war der Eisenbahnverkehr noch immer nicht richtig geregelt, aber Elisabeth und ich hatten Glück als wir bald darauf zu Rudi fuhren, wir konnten in einen Wagen kommen, der von Engländern bedient einen Eilgüterzug angehängt und glücklich nach Berlin kam. Wir kamen dann auch bald zu Rudi ins Virchow-Krankenhaus, ich hätte ihn bald nicht erkannt, d.h. er hatte früher hellblondes Haar und nun ganz dunkelblond, wohl eine Folge der Gefangenschaft, schlechte Ernährung. Rudi hatte Trombose, Wasser und Krätze also sehr lästige Krankheiten, trotzdem kam Rudi etwa 10 Tage später auch schon zu uns. Rudi war mit seinem Kriegskameraden Kuhn aus der Elbinger Gegend bei dessen Verwandten die ersten Tage untergekommen und hier haben Elisabeth und ich während dieser Tage auch gewohnt in Tegel Ortsteil Berlin. Während ich bald wieder zurück fuhr nach Remkersleben, blieb Elisabeth in Berlin und wartete Rudis Reisefähigkeit ab und brachte ihn dann glücklich zu uns. Rudi musste noch längere Zeit das Bett hüten um die Beschwerden los zu werden.

Im Februar 946 bemühte sich Rudi um eine Lehrstelle zum Bahnbeamten in Magdeburg, auf dieser Reise hatten ihm Taschendiebe 10 Mark gestohlen und eine Lehrstelle bekam er nicht. Dann entschloss sich Rudi Neulehrer zu werden und machte einen achtmonatigen Kursus in Egeln Kreis Wanzleben mit. Eine Zeitlang fuhr er täglich von Remkersleben, dann wurde es zu umständlich, blieb dort, kam nur Sonnabend bis Montag zu uns. Während des achtmonatigen Kursus bekam Rudi monatlich 70 Mark Stipendien, nicht viel aber es half doch. Rudi wurde nun im Herbst/Oktober 1946 als Neulehrer in Wanzleben angestellt und heiratete im August 1947 seine Kollegin Veronika, Tochter des Pfarrers und Schriftstellers Sto. in Magdeburg. Zwei Jahre hielt Rudi als Neulehrer aus, dann machte seine Galle nicht mehr mit, ertrug die Aufregungen und den politischen Druck nicht länger und Rudi gab seinen Lehrerberuf auf und bekam durch seinen Schwiegervater Anstellung am Konsistorium in Magdeburg. Diese Beschäftigung sagte ihm mehr zu, er hatte nicht mehr Ärger mit den widerspenstigen Kindern. Eine Zeitlang fuhr Rudi von Wanzleben täglich mit dem Bus zum Konsistorium. Etwa ein Jahr wohnte Rudi in Magdeburg, bis er mit Veronika, Erika und Reinhardt im Oktober 1950 nach Westdeutschland umzog, wohnten ¼ Jahr in Süddeutschland, alsdann erhielt Rudi in Hannover Anstellung am Kirchenamt.

Elisabeth war von Juli 1945 bis vor Weihnachten 1945 bei der befreundeten Frau Gu. beschäftigt, da arbeitsfähige Personen ohne Arbeitsleistung keine Lebensmittelkarten bekamen, war man unter 60 Jahr alte Frauen unter 85 Jahre alte Männer zur Arbeit verpflichtet. Elisabeth wohnte bei uns, ging morgens zu Frau Gu., kam abends zurück. Bis Dezember hielt Elisabeth bei uns aus, dann wurde die Sehnsucht nach ihrem Beruf aber doch zu stark und entschloss sich nach Westdeutschland zu gehen und zwar zu unseren Verwandten Leiter des Tierzuchtamtes in Oldenburg Oberlandwirtschaftsrat Ro., der doch zu den Landwirtschaftsschulen Beziehungen hatte. Elisabeth wünschte, dass Mama und ich mit ihr nach Westdeutschland umsiedelten, ich hatte aber Bedenken wegen der Wohnverhältnisse und der sehr guten Betten wegen, die wir in Remkersleben hatten, die besonders Mama mit dem verstauchten beschädigten Rückgrat dringend benötigte.

Kurz vor Weihnachten ging Elisabeth mit soviel Gepäck als sie bewältigen konnte bei Wernigerode legal über die Grenze über Goslar nach Oldenburg zu Ro.. Ro. vermittelten Elisabeth sogleich eine Arbeitsstelle in einer Bauernschaft in der Nähe bei Bauer Wichmann. Einige Zeit war Elisabeth dort tätig, dann konnte sie aber wieder in ihrem beruf tätig sein, durch Vermittlung einer Kollegin und Onkel Ro. bekam sie Anstellung an der Landfrauenschule in Chattenbühl-Hannoversch-Münden.

Inzwischen hatte Elisabeth durch Suchanzeige endlich im Mai 1946 mit der Ermittlung nach Georg Erfolg. Elisabeth sandte uns noch aus Oldenburg Telegramm mit der hocherfreulichen Mitteilung: Georg in amerikanischer Gefangenschaft ermittelt.  Das war uns nach so langer Ungewissheit eine sehr große Freude. Bald nach diesem Telegramm kam auch Vetter Reinhold Harig aus Burg Nachricht, dass Georg sich gemeldet hätte und zwar schon aus dem Leunawerk bei Merseburg, wo die aus Frankreich aus Gefangenschaft heimgekehrte Truppe vor der Entlassung noch im Arbeitseinsatz war. Bald darauf kam auch von Georg direkt Nachricht, kurz danach kam er selbst unversehrt wohlauf zu unserer großen Freude, aber erst auf kurzen Urlaub, zu uns. Noch einige Zeit war Georg im Leunawerk im Arbeitseinsatz. Später konnte Georg bei uns wohnen,  musste aber täglich mit mehreren entlassenen Kriegsgefangenen im etwa 15 km entfernten Kaliwerk Hadmersleben-Egeln arbeiten, wurde von Treckern der Remkersleber Bauern hingefahren auch abgeholt. Nach diesem Arbeitseinsatz entschloss sich Georg zum Landwirtschaftsstudium, dazu war eine bestimmte Zeit praktische Tätigkeit Vorbedingung, die Georg bei Rab. in Remkersleben erfüllte. Die Aufnahme an der Universität Halle war recht schwierig, es mussten einige Fragebögen mit den üblichen politischen Fragen und Stand respektive früheren Besitz der Eltern ausgefüllt werden. Durch die Mithilfe des Studienrates Spr. in Halle konnte Georg nach langem Hin und Her das Studium in Halle aufnehmen. Nach 2 Semestern musste Georg noch ein halbes Jahr praktisch, und zwar bei Landwirt E. in Gr. Wanzleben tätig sein und eine Prüfung ablegen. Nach 6 Semestern machte Georg das Diplomexamen.

Da sich nun keine andere Beschäftigung als Diplomlandwirt bot, machte Georg noch einen Lehrgang zum Bodenschätzer mit und wurde im Kreis Genthin und später in Mecklenburg Krs. Grimmen und Neubrandenburg tätig. Das Bodenschätzen war sehr anstrengend, früh bis spät mittag wurde geschätzt, nachmittags bis spät abends mussten die Ergebnisse berechnet und eingetragen werden. Diese Tätigkeit wurde gut bezahlt, etwa 300 Mark monatlich und die ersten Jahre 14 Mark Tagegelder für Verheiratete, 11 Mark für Ledige. Meist nahmen die Bauern für die Beköstigung nichts, auch nicht die Lebensmittelkarten, also recht günstig. In den Jahren 1951 – 1952 – 1953 wurden die Tagegelder gekürzt.

Hermann war recht lange  bis Anfang Januar 1948 in französischer Gefangenschaft und wurde nach seiner Rückkehr in Westdeutschland bei meinem Vetter A. Ul. in Kogel bei Ratzeburg gastfreundlich aufgenommen einige Wochen, auch bei Rudi und A. Wo. war Hermann einige Zeit in Ihlienwort zu Gast und tätig. Als Hermann nach längerem Suchen nach passender Stellung erfolglos blieb, kam er im Frühjahr 1948 zu uns nach Remkersleben in Ostdeutschland. Aber auch hier in Ostdeutschland war keine passende Stelle zu haben, allenfalls als Wirtschafter, d.h. Vorarbeiter. Hermann fuhr dann zum Kreisbeauftragten, der ihm empfahl, sich in Halle zum Bodenschätzerlehrgang zu melden, was Hermann mit Erfolg auch tat. Nach etwa 5 wöchentlicher Ausbildung (kostenlos) wurde Hermann im Kreis Gardelegen und Burg nachdem in Mecklenburg abgestellt. Hermann hatte auch gutes Gehalt und hat uns reichlich unterstützt, ebenso auch Elisabeth und hat uns viel hochwertige Lebensmittel aus Westdeutschland nach Remkersleben gesandt, sowie mit allem Notwendigem versehen.

Auch Georg hat uns nach Kräften unterstützt. Hermann und Georg kamen monatlich ein- bis zweimal Sonnabend zu uns nach Remkersleben, fuhren Sonntag abends respektive Montag früh in Dienst.